Sabine Rennefanz, vielbesprochene Autorin von „Eisenkinder. Die stille Wut der Wendegeneration“ wies in ihren Lesungen und in Interviews zum Buch mehrfach darauf hin, dass es nur glücklichen Umständen zu verdanken sei, dass sie, Jahrgang 1974, aufgewachsen in Eisenhüttenstadt, Generation „Wendekind“ nicht (auch) den Weg in die neonazistische Szene der frühen 1990er Jahre im Osten genommen habe. Ein klein wenig rassistische Selbstverständlichkeit scheint aber doch hängengeblieben zu sein. Rennefanz, derzeit hauptamtliche Redakteurin bei der Berliner Zeitung, verteidigt in ihrem gestrigen Kommentar „Tief im grünen Milieu verwurzelt“ die grüne Bürgermeisterin Berlin Friedrichshain-Kreuzbergs, Monika Herrman, und deren nur als beschämend zu bezeichnende Rechtfertigungspolitik hinsichtlich der Forderungen und der Unterbringung der Flüchtlinge auf dem Oranienplatz unter anderem mit folgendem: „Wegen der Temperaturen hat sie seit Wochen für einen Kompromiss geworben: Die Flüchtlinge ziehen in ein Haus, die Schlafzelte werden abgebaut, doch ein Infozelt als Zeichen des Protests soll bestehen bleiben. Den Protestgruppen reicht ein Infozelt aber nicht. Sie würden am liebsten halb Afrika auf dem Oranienplatz unterbringen, so scheint es.“ So scheint es. So scheint es doch vielmehr, als habe Frau Rennefanz, Generation „Das Boot ist voll“, vielmehr ein gewaltiges Mütchen statt stiller Wut zu kühlen, denn soviel Häme und rassistische Ausfälligkeit muss man erst einmal aufbringen, wenn man angesichts von einigen Dutzend Menschen, die den mörderischen Weg über das Mittelmeer gewagt und überlebt haben, von „halb Afrika“ spricht. Das ist Propagandasprache, wie sie sonst auf NPD-Plakaten zu lesen ist. Es reicht eben nicht aus, von Eisenhüttenstadt nach Berlin zu ziehen, um sich fernab einer Logik zu wähnen, die weder mit den politischen Ereignissen noch mit einem Mindestmaß an Menschlichkeit und sozialem Gerechtigkeitsempfinden auch nur annähernd in Verbindung zu bringen ist.