Interview in der Jungle World vom 6.3.2014:
Im Zuge der Proteste gegen den Akademikerball in Wien am 24. Januar wurden mehrere Personen von der Polizei festgenommen. Josef, einer der Festgenommenen, sitzt noch immer in Untersuchungshaft. Das »Solikollektiv für die Repressionsbetroffenen vom 24. Jänner« unterstützt ihn und veranstaltet Solidaritätsdemonstrationen und -partys.
Small Talk von Johannes Spohr
Ihr habt Kontakt zu Josef. Wie geht es ihm?
Da ihm ja bisher Besuch durch Freunde und Bekannte mit wechselnden Begründungen verwehrt wird, haben wir auch nur indirekten Kontakt zu ihm, über den Anwalt. Es geht ihm aber – soweit wir wissen – den Umständen entsprechend gut. Er kann Sport machen, bekommt vegetarisches Essen und versteht sich wohl auch mit den Mitgefangenen.
Was wird ihm vorgeworfen und was steht ihm juristisch bevor?
Es stehen die Vorwürfe Widerstand, Rädelsführerschaft und Landfriedensbruch im Raum. Da müssen wir einfach abwarten, wie es weitergeht. Klar ist natürlich: Auch wenn Josef am 10. März aus der U-Haft entlassen wird, ist die Sache noch nicht erledigt und ein Prozess wird folgen.
Gibt es angemessene Unterstützung für Josef?
Die Soliarbeit läuft im Moment wirklich gut. Wir bekommen fast täglich Unterstützungsangebote, Spenden und Post für Josef. Es sind auch allerhand Solipartys in verschiedenen Städten in Planung. Wir hoffen, dass das auch so weitergeht.
Wenn ihr die Stimmung in Österreich und besonders in Wien betrachtet: Soll an Josef und den anderen Festgenommenen ein Exempel statuiert werden, weil es am 24. Januar zu Ausschreitungen kam?
Das lässt sich schwer beantworten. Wir haben die Befürchtung, dass an Josef jetzt ein Exempel statuiert werden soll. Wenn man sich die Berichte in der österreichischen Presse anschaut, beispielsweise im Kurier, dann bekommt man schon etwas Gänsehaut. Da wird eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet und irgendwelche Journalisten schwingen sich auf, um mit Foto- und Videobeweisen die »wahren Schuldigen« an den Krawallen zu identifizieren.
Ist bereits absehbar, ob weitere Verfahren angestrengt werden?
Das können wir im Moment auch noch nicht mit Sicherheit sagen. Aber gerade in Anbetracht des Vorwurfs der Rädelsführerschaft muss man davon ausgehen, dass die österreichischen Behörden versuchen werden, auch andere Leute zu belangen. Man kann sich ja am Beispiel der Ultras von Rapid Wien anschauen, welche Ausmaße das annehmen kann.