Krieg und Besatzung in der Ukraine: Vom Zweiten Weltkrieg zur russischen Vollinvasion

Ein Dialog zwischen dem Historiker Dr. Johannes Spohr und der Archivarin Hanna Lehun anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs, moderiert von Mariya Burbelko (Ukrainian Society HU)

Montag, 05. Mai, 18.30 bis 20.00 Uhr
Raum 2249a (1. Zwischengeschoss)
Unter den Linden 6,
Humboldt-Universität zu Berlin



Auch 80 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges ist die Erinnerung an den Nationalsozialismus und der Umgang mit seinem Erbe umkämpft. Während sich in Deutschland einerseits ein regelrechter Aufarbeitungsstolz herausgebildet hat, wird die Erinnerungsarbeit zur NS-Herrschaft andererseits zunehmend angegriffen und als “Schuldkult” diffamiert. Gleichzeitig führt Russland im Namen des Antifaschismus einen brutalen Krieg in der Ukraine. Drei Jahre nach Beginn der russischen Vollinvasion, und 11 Jahre nach Beginn des Kriegs in der Ostukraine ist ein Kriegsende nicht in Sicht.
Der Überfall NS-Deutschlands auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg wird in Deutschland oft vor allem mit Kampfgeschehen “an der Front” verbunden, obwohl viele Gewalttaten in der Besatzungszeit zwischen 1941 und 1944 verübt wurden und viele Zivilist*innen in dieser Zeit zu Tode kamen.          
Diese historische Prägung wird auch daran deutlich, dass in den Debatten wenig beachtet wird, was ein auferzwungener “Frieden” für die Ukraine heute bedeuten könnte und teils bereits bedeutet: eine grausame Form der Besatzung. Ein Ende des Krieges muss erreicht werden, aber welche Kompromisse sind vertretbar?  
Wird die Ukraine im Bestreben nach Frieden dazu gedrängt, Gebiete abzugeben, so kann nicht von einem Kriegsende gesprochen werden.
In einem moderierten Dialog besprechen Dr. Johannes Spohr und Hanna Lehun, wie die Auswirkungen der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges und eine drohende bzw. bereits existierende russische Besatzung heute in Beziehung zueinander stehen.

Johannes Spohr ist Historiker und hat zur späten Phase der deutscher Besatzung in der Zentralukraine während des Zweiten Weltkrieges und den Rückzügen der Wehrmacht promoviert. Hanna Lehun ist Archivarin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Arolsen Archives und beschäftigt sich mit ukrainischen Archiven über NS-Verbrechen in der Ukraine.
Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt und wird moderiert von Mariya Burbelko, Mitglied der Studierendenorganisation Ukrainian Society HU.
Informationen zu einer Zoomübertragung folgen.